Anfang September steht in Israel ein neues Theaterstück über Else Lasker-Schüler auf den Spielplänen des Tmu Na-Theaters in Tel Aviv (4.9.) und des Incubator-Theaters in Jerusalem (6. und 7.9.). Es ist das erste Mal, dass ein deutsches Bühnenwerk über Else Lasker-Schüler von einem Ensemble aus der Bundesrepublik in Israel aufgeführt wird (mit Untertiteln in Hebräisch). Zugleich ist es bereits das vierte Theaterstück, das die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft bei dem Wuppertaler Dramatiker und ehemaligen stellvertretenden Generalintendanten der Wuppertaler Bühnen, Gerold Theobalt, in Auftrag gegeben hat.
Das Stück „Prinz Jussuf von Theben“ zeigt exemplarisch den künstlerischen Aufbruch in der Zeit von 1898 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in Form von dokumentarischen Materialien und fiktiven Dialogen mit Gedichten und Prosazitaten aus ihrem Werk. Die „Märchenfigur“ Prinz Jussuf ist auch ein Statement für die Symbiose von Orient und Okzident, Judentum und Islam – von Mann und Frau. Die Inszenierung besorgte Kieran Joel. Es spielen Studierende des Dritten Jahrgangs Schauspiel der Folkwang-Universität der Künste in Essen, geleitet von Prof. G. Theobalt. Die jungen Leute haben sich monatelang intensiv mit WEerk und Leben Else Lasker-Schülers befasst.

 

 

Die Schirmherrschaft in Israel hat NRW-Ministerpräsident Arnim Laschet; gefördert wird es vom Wuppertaler Ehrenringträger Eberhard Robke und Veit Feger aus Ehingen. Die 20-köpfige Folkwanggruppe, zu der auch Hajo Jahn und Doris Rother von der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft gehören, wird in Israel auch an einem Workshop mit jüdischen und muslimischen Studenten des „Performing Art Studios“ Tel Aviv teilnehmen und die Gedenkstätte Yad Vashem besuchen.

Anlass des Israel-Gastspiels ist der 150. Geburtstag der Dichterin, die 1869 in Elberfeld geboren und 1954 in Jerusalem gestorben ist. Das gesamte Jubiläumsjahr steht unter dem Motto „Meinwärts“, einem Kunstwort der Dichterin aus ihrem Gedicht „Weltflucht“.
„Prinz Jussuf von Theben“ ist Performance pur. Die Inhalte einiger weniger Gedichte, die im Stück eingebettet sind, werden geradezu extrem körperlich von den jungen SchauspielerInnen umgesetzt: Das „Grenzenlose“ in einem selbst- „Meinwärts“ bei einer Art lyrischem Waterboarding oder auf dem Laufband bis an die Grenze der Belastbarkeit. Politisch bis in die Gegenwart, ohne aufgesetzt zu sein. Einschließlich Israel/Palästina-Konflikt und Else Lasker-Schülers unkonventionellem Lösungsvorschlag eines Volksfestes mit Karussells und Waffeln in der Altstadt von Jerusalem für Kinder und Erwachsene. Denn wer zusammen feiert, der schlägt sich nicht die Köpfe ein.

 

Im Mittelpunkt des kargen Bühnenbilds ein großer Tisch wie beim letzten Abendmahl.
Das Stück – mit Livemusik – wird am 18. Oktober auch im Theater am Engelsgarten in Wuppertal gezeigt und Ausschnitte davon bereits bei der Eröffnung der Ausstellung „Else Lasker-Schüler und die Avantgarde“ am 6. Oktober im Von der Heydt-Museum Wuppertal.

Text: Hajo Jahn | Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. | Bilder: © Franziska Götzen.

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